RKM - Getrennte Erfassung von Röntgenkontrastmitteln - Zwischenbericht

Zusammenfassung

In Berliner Gewässern wurden hohen AOI-Konzentrationen nachgewiesen. Als Quelle für diese Jodfracht wurden die iodorganischen Röntgenkontrastmitteln (RKM) identifiziert, die zu 50% aus Krankenhäusern emittiert werden und zu 50% aus ambulante Praxen. Diese Jodverbindungen werden bis zu 98% über Urin innerhalb von 24h ausgeschieden. Sie werden in den Kläranlagen sehr wenig abgebaut (max. 8% in Berliner Kläranlagen). Bisher wurde keine Toxizität für RKM und deren Metaboliten nachgewiesen, jedoch sind noch nicht alle Effekte bekannt. Aufgrund des Vorsorgeprinzips sollte der Eintrag von RKM in die Umwelt vermieden werden. Seit April 2004 wird die Machbarkeit einer getrennten Erfassung von iodorganischen RKM durch das KompetenzZentrum Wasser Berlin und die GÖK Consulting AG in zwei Berliner Krankenhäuser (Universitätsklinikum Charité Campus Virchow-Klinikum und Maria-Heimsuchung Caritas-Klinik Pankow) durchgeführt, mit Unterstützung der Berliner Wasserbetriebe. Ziel der dreizehnmonatigen ersten Phase ist es, geeignete Sanitärlösungen zu entwickeln und zu bewerten. Die Schlussfolgerungen werden als Basis für eine Entscheidung zur Durchführung einer Praxiphase dienen. In diesem Zwischenbericht werden die erste Ergebnisse der abgeschlossenen Arbeitspakete „Erfassung der Ausgangsdaten“ (AP 1.2), „Erarbeitung der Sanitärlösungen“ (AP 1.3) und „Sanitärtechnik“ (AP 1.4) zusammengefasst. Es werden drei Sanitärlösungen erarbeitet: eine zentrale Lösung mit einer Trenntoilette in der Röntgenabteilung und Aufenthalt der Patienten vor Ort in den 4h nach der Untersuchung, eine dezentrale Lösung mit einer Trenntoilette auf den Stationen in den 24h nach der Untersuchung, und eine zweite dezentrale Lösung mit mobilen Urinbehältern (Urinflaschen, Steckbecken). Für diese dezentrale Lösungen wurden „Schwerpunktstationen“ identifiziert, mit einem hohen Anzahl an Patienten mit einer RKM-Untersuchung. Um den Jodstofffluss zu berechnen, wurden in beiden beteiligten Krankenhäusern Daten zu RKM-Einkauf und RKM-Verbrauch erfasst. Abwasserdaten wurden anhand vorhandenen Analysen sowie weitere detaillierte Messkampagnen ermittelt. Im Rahmen einer ausführlichen Literaturrecherche wurden insbesondere Daten zur Ausscheidungsdauer von RKM erfasst. Zusätzlich wurden Patientendaten erfasst (Zahlen, Aufschlüsselung zu den verschiedenen Geräte, Mobilität, Anzahl der Toilettengänge, Flüssigkeitsaufnahme). Anhand dieser Daten sowie weitere Gespräche mit den Mitarbeitern im Krankenhaus konnten die drei Sanitärlösungen erarbeitet werden. Für die zentrale Lösung sind Wartebereiche erforderlich. Die vorhandene Räume wären jedoch in beiden Krankenhäusern ausgelastet, und der Umbau eines weiteres Aufenthaltbereiches wäre nur im grösseren Krankenhaus möglich. Zusätzlich sollte eine zusätzliche Betreuungskraft für die Patienten eingestellt werden, und die eventuelle Verweilzeitverlängerung sollte aufgrund der hohen Kosten vermieden werden. Die vorhandene Sanitäreinrichtungen, die mit einer Trenntoilette umgerüstet werden sollten, würden ausreichen. Vorteil dieser Lösung, sofern Wartebereiche eingerichtet werden können, wäre einen höheren Erfassungsgrad, da die stationäre Patienten aus zahlreichen Stationen herkommen. Der Verbleib in der Röntgenabteilung bis zu 4h nach der Untersuchung ist jedoch problematisch, und die Akzeptanz wird in einem weiteren Arbeitspaket näher untersucht. Die dezentrale Varianten erweisen sich in beiden Krankenhäusern als leichter umsetzbar. Es sind keine Warteräume erforderlich und die Betreuung der Patienten könnte durch das vorhandene Personal übernommen werden. Dadurch werden in der Röntgenabteilung keine Veränderungen (ausser die Identifizierung als ‚RKM-Patient’) verursacht, und auf der Stationen stellt die Integration im Behandlungsablauf keine besondere Hindernisse dar (ausser dem Laufweg für die Lösung mit Trenntoilette und der Benutzung von Urinbehältern für die zweite Lösung) Die erforderliche Räumlichkeiten auf den Schwerpunktstationen wurden untersucht. Fur die erste dezentrale Variante könnte die Trenntoilette nicht in den wenigen vorhandenen Toiletten eingebaut werden, jedoch bietet es sich an, in einem vorhandenen Bad die Toilette einzubauen. Für die zweite Variante könnten die Urinflaschen bzw. Steckbecken in einem Spülautomat entleert werden, der in einem vorhandenen Unreinraum eingebaut sein kann. Die Erfassungsmenge von Jod, der durch den Einsatz der jeweiligen Sanitärlösungen erfasst würde, wurde anhand der absoluten Erfassungsmenge im Vergleich zur applizierten Jodmenge im gesamten Krankenhaus ermittelt. Der Erfassungsgrad ist relativ niedrig. Patienten sind nämlich auf vielen Stationen verteilt, so dass die Erfassung nur auf Schwerpunktstationen die Erfassungsmenge reduziert. Zusätzlich werden in anderen Abteilungen Jod verabreicht, so dass der Verbrauch der Radiologie nur einen Anteil der gesamten Menge darstellt. Zum Auswahl einer Trenntoilette wurden Informationen von Herstellern in Deutschland sowie andere Projekte zur getrennten Urinerfassung im Haushalt geholt. Die wichtigste Kriterien sind die Hygiene und die Möglichkeit, Urin unverdünnt zu sammeln. Aus dieser Gründe wird die Schwerkrafttrenntoilette ‚No-Mix-Toilet’ der Firma Roediger empfohlen. Zur Bewertung der erarbeiteten Lösungen wurde eine systematische Nutzwertanalyse durchgeführt. Dabei wurden die folgende Kriterien berücksichtigt: Räumlichkeiten (vorhandene Sanitärtechnik und Wartebereiche), zusätzliche Betreuungsaufwand, Integration im Behandlungsablauf in der Radiologie und auf der Station, Qualität der Patientenbehandlung (subjektives Gefühl), absolute Erfassungsmenge und Erfassungsgrad. Diese erste Bewertung zeigte, dass die dezentrale Lösungen in beiden Krankenhäusern bevorzugt werden. Die dezentrale Lösung mit Urinbehälter wird als beste Variante eingestuft und die dezentrale Lösung mit Trenntoiletten als mittlere Lösung. Die zentrale Lösung wird deutlich in beiden Krankenhäusern als weniger geeignet eingeschätzt. Die Kriterien Wirtschaftlichkeit, Akzeptanz und Urinentsorgung konnten noch nicht berücksichtigt werden. Erst nach der Erarbeitung der entsprechenden Arbeitspakete, die bis April 2005 laufen, wird eine vollständige Bewertung möglich, die zur Entscheidung für die Durchführung einer Praxisphase führen soll.